Sauerbiere sind an heißen Tagen wirklich etwas Tolles (auch wenn ich verstehen kann, dass man Sauerbier auch nicht mögen kann) - und jetzt ergibt sich endlich wieder die Gelegenheit dazu. Bei mir kommt heute eine Gueuze der belgischen Brauerei Lindemans aus der Nähe von Brüssel ins Glas.
Das Grundbier einer Gueuze ist ein Lambic, ein Bier, dass aufgrund verschiedener Hefekulturen bei der Gärung sauer wird. Im Fall von Lindemans kommen die Hefen "wild" in die Würze. Also nicht durch den Brauer, sondern durch die Umgebungsluft. Das Lambic wird teilweise über Jahre in Holzfässern gelagert. Für eine Gueze werden drei verschiedenalte Lambics verschnitten, um eine möglichst perfekte Mischung aus Säure, Frische und Alterungsaromen zu erhalten.
In einem klaren Rotgold fließt die Gueuze überraschend dunkel ins Glas. Die dünne, lockere Schaumschicht hält sich nur ein paar Sekunden, Fäden von feiner Kohlensäure sind deutlich sichtbar.
In die Nase dringen süße Aromen von vergorenen Trauben, grünem Apfel, Rosinen und Holz. Durch die intensive Säure, die den süßen Geruch durchdringt, erinnert das belgische Bier auch zwangsläufig an Zitrusfrüchte und Rhabarber.
Im Antrunk halten sich Süße und Säure die Waage, obwohl beide extrem stark vorhanden sind. Für 5 Prozent Alkohol hat das Bier eine tolle Wucht. Am ehesten erinnert die Gueuze mich jetzt an säuerlichen Apfelsaft, vielleicht etwas mit Wasser verdünnt und einem Spritzer Zitrone.
Mit der Zeit kommt die Süße immer mehr in den Vordergrund - oder der Gaumen gewöhnt sich einfach an die Säure. So kommt weißer Traubensaft als neuer geschmacklicher Aspekt dazu, auch ein wenig Pfirsich.
Im Abgang und Nachgeschmack zeigen sich die Barriquearomen, die das Bier durch die Lagerung im Holzfass erhalte hat. Die Säure zeigt sich nochmal mit voller Kraft, vor sich eine fruchtige Herbe recht trocken an den Gaumen heftet und dort lange weinigen Geschmack nachklingen lässt.
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