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AutorenbildSimon Fehr

Bier des Monats: Kehrwieder Nottingham

Als es irgendwann mal wieder Krieg zwischen Frankreich und England gegeben hat und deswegen der Wein in England knapp wurde, hat die Not wie so oft in der Menschheitsgeschichte und vor allem beim Thema Alkohol erfinderisch gemacht: Die Briten haben ihren Wein einfach von den Bierbrauern herstellen lassen – Gerstenwein. Ein sehr starkes Bier. Und da Viel viel hilft, ist dieser Bierstil auch voller Aromatik.


Der Superstar unter den deutschen Barleywines ist das Nottingham der Kehrwieder Kreativbrauerei aus Hamburg. Benannt ist es nicht in erster Linie nach der englischen Stadt, sondern nach der verwendeten Hefesorten. Die Nottingham-Hefe kann nämlich auch ohne Probleme Bier mit über 10 Prozent Alkohol vergären.


Optisch überrascht mich das Starkbier zwar nicht mit seiner kastanienbraunen Farbe, aber durchaus mit seiner üppigen, lebhaften und cremefarbenen Schaumschicht und seiner glanzfeinen Klarheit.


In die Nase dringt ein intensiver, schwerer und dennoch frischer Geruch. Nasser Wald mit erkennbarem Harz, Süßholz und Spuren von Leder, dazu dunkles, weiches Karamell mit Zügen von überreifen, matschigen Trauben, Rosinen und hölzernen Zimtstangen. Ein Hauch von Zitrus komplettiert diesen interessanten Mix der Düfte, vervollständigt ihn aber nicht: Irgendwas spannendes ist da noch, was ich im Moment nicht benennen kann.


Der Antrunk zeigt ein geschmeidiges, intensives Bier. Eine säuerliche Herbe scheint die Mischung aus Zitrus- und Röstaromen sowie einer leichten Bitterkeit zu sein. Ohne sehr fruchtig oder süß zu sein, sind doch auf jeden Fall Orange und Bratapfel zu erkennen. Dunkles Holz und Süßholz umspielen die Zunge ebenso. Mit steigender Temperatur schmecke ich auch Karamell und weiche, hellere Schokolade.


Im Abgang zeigt sich der Alkoholgehalt kurz in Gestalt einer leichten Säure, die auch an Trauben erinnert. Der recht trockene Nachgang wirkt scharf, mit Aromen von Chili und Pfeffer, begleitet von der Bittere von Orangenschalen. Vor allem wegen der Trockenheit erinnert der Gerstenwein ganz am Schluss dann tatsächlich sehr an Rotwein aus Trauben.

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