Rodenbach ist eine belgische Traditionsbrauerei aus dem westflämischen Roeselare, die sich auf die Bierspezialität Flanders Red Ale spezialisiert, für die sie eine weltweite Referenz geworden ist. Das Bier wird mit Milchsäurebakterien infiziert und in Eichenfässern gelagert. Das Grand Crue ist ein Verschnitt aus jungen und alten Bieren.
Beim Einschenken sprudelt wild und mit hörbarem Getöse ein cremefarbener Schaum auf, der allerdings im Bruchteil einer Sekunde verschwindet und eine glatte, schaumlose Oberfläche hinterlässt, auf der trotz der deutlich sichtbaren Kohlensäure kein Schäumchen mehr entsteht. So liegt das Red Ale dunkel kastanienfarben mit deutlichem Rotstich im Glas.
In der Nase kommt das westflämische Bier unmissverständlich als Sauerbier an. Scharfe Töne von Fruchtessig, süßer Weißwein, animalische Noten. Durch die Eichenfasslagerung kommen zum Spritzigen, Säuerlichen aber auch schwere, holzige und sherryartige Aromen.
Im Antrunk ist kurz und deutlich die Säure zu spüren, dann überschlagen sich die komplexen Aromen und wollen erstmal geordnet werden. Die Mischung aus süß und sauer erinnert an einen Fruchtessig oder an einen säuerlichen Saft, wie zum Beispiel aus schwarzen Johannisbeeren. Eine leichte Holzigkeit erinnert an Wurzeln, Bitterstoffe aus Rucola und Sauerampfer sind ebenso zu erkennen.
Falls es sich bisher nicht so gelesen haben sollte: Das 6 prozentige Getränkt ist dank seiner Spritzigkeit und der fruchtigen, erfrischenden Säure sehr süffig. Obwohl es so komplex ist, lässt es sich sehr einfach trinken. Das finde ich eine hervorragende Kombination.
Im Abgang wird das Grand Cru noch ein Stück holziger, waldiger und dadurch auch deutlich herber. Die Säure der (nun roten) Johannisbeeren und von unreifem Steinobst überrollen die Herbe, vor sich im Nachgeschmack beides zusammen intensiv am Gaumen festsetzt und dort richtig lange nachklingt.
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